York ist eine der ältesten Städte Englands und war für kurze Zeit sogar Hauptstadt eines (kleinen) Wikingerreiches. In der Innenstadt gibt es heute noch zahlreiche mittelalterliche Bauten, darunter die bezaubernde Straße The Shambles mit Häusern aus dem 14. Jahrhundert. Es lohnt sich, längere Zeit in York zu verweilen und von dort Ausflüge in die umliegenden Nationalparks zu unternehmen.
Die Geschichte von York
Viel ist von der römischen Kolonie Britannia heute nicht mehr in England zu sehen, doch York ist eine Ausnahme. Die Römer gründeten im Jahr 71 n.Chr. eine erste Festung am Zusammenfluss von Ouse und Foss und gaben ihr den Namen Eboracum. Zahlreiche Funde belegen die Bedeutung von Eboracum, das von Kaiser Severus zur Colonia (Stadt) erhoben wurde. Nach dem Abzug der Römer wurde aus Eboracum das angelsächsische Eoforwic, Hauptstadt von Northumbria. Im Jahr 627 wurde der erste Vorläufer des heutigen York Minster errichtet.
Wer bei der Fernsehserie „Vikings“ aufgepasst hat, der weiß, dass 865 eine große Wikingerhorde aus Dänemark im nördlichen England einfiel und ein Jahr später Eoforwic eroberte, das sie Jorvik nannte. Für etwa 80 Jahre existierte das nordische „Königreich von Jorvik“, das sich jedoch nicht halten konnte. Über den Ruinen der Wikingersiedlung wurde das sehenswerte Jorvik Viking Centre erbaut.
Den Wikingern folgte die Normannen, unter denen York im Mittelalter zu einer bedeutenden Stadt heranwuchs. Aus dieser Zeit sind noch zahlreiche Kirchen und Teile der Stadtmauer mit den wuchtigen Stadttoren erhalten geblieben. Anders als andere Städte im englischen Norden blieb York jedoch von den Auswüchsen der Industrialisierung verschont und blieb daher beim Wachstum weit hinter Sheffield, Leeds und Manchester zurück.
Heute gleicht York darum ein wenig einem riesigen Freiluftmuseum, in dem Besucher ganz weit in die Vergangenheit reisen können. Entsprechend gesalzen sind auch die Hotelpreise, doch es ist (fast) unmöglich, sich dem mittelalterlichen Charme des Stadtzentrums zu entziehen.
Die Sehenswürdigkeiten von York
Die größte Sehenswürdigkeit im wahrsten Sinne des Wortes ist der York Minster, eine der größten Kathedralen von Nordeuropa und Sitz des Erzbischofs von York. Der heute sichtbare Bau hatte zahlreiche Vorläufer, die immer wieder abbrannten oder (unter anderem von den Wikingern) zerstört wurden. 1220 begann der Bau der gotischen Kathedrale, die 1472 fertiggestellt wurde.
Lange hielt die katholische Pracht der Kirche nicht an. Nach dem Bruch mit Rom durch Henry VIII. ließ seine Tochter Elizabeth I. die Inneneinrichtung plündern. Dennoch zählt York Minster zu den schönsten Kathedralen von ganz England und ist trotz des gepfefferten Eintrittspreises von £12 einen Besuch wert.
Bei einer Führung werden vor allem die beeindruckenden Glasfenster wie das Great East Window und das St Cuthbert Window ausführlich erklärt. Gegen eine zusätzliche Gebühr ist ein Aufstieg über 275 Stufen in den Central Tower möglich, von dem sich ein toller Blick über die Stadt bietet.
Ebenfalls eine Führung wert ist der mittelalterliche Stadtkern von York mit der Straße The Shambles, die regelmäßig zur schönsten Straße Englands gewählt wird. Sie wird von uralten überhängenden Fachwerkhäusern gesäumt, die teilweise noch aus dem 14. Jahrhundert stammen.
Das Wort Shambles bedeutete früher übrigens Fleischmarkt und wies darauf hin, dass in früheren Zeiten vor allem Metzger in der Straße ansässig waren. Heute residieren hier vor allem touristische Läden und Lokale, doch einen Bummel ist sie unbedingt wert. Viele glauben (auch wenn sie es selbst leugnet) dass JK Rowling The Shambles als Inspiration für Diagon Alley in den Harry Potter-Büchern nutzte und so gibt es gleich mehrere Shops wie „The Potions Cauldron“ und „The Shop that must not be named“, die Merchandise anbieten.
Museen in York
Das meinesachtens lohnenswerteste Museum ist schon aufgrund seiner einzigartigen Stellung das bereits separat vorgestellte Jorvik Viking Centre, das die Welt der Wikinger zum Leben erweckt. Ganz nett gemacht ist auch York Castle Museum mit einer nachgebauten Straße aus viktorianischen Zeiten und den Resten des alten Gefängnisses, in dem unter anderem der legendäre Räuber Dick Turpin einsaß.
Das Yorkshire Museum vermittelt einen guten Überblick über die Geschichte der Grafschaft Yorkshire und das National Railway Museum erzählt die Geschichte der englischen Eisenbahn. Wer mit Kindern unterwegs ist, findet auch in York typische Touristenfallen wie das Gruselkabinett York Dungeon und York Chocolate Story.
Ein Tipp: Die vielen Sehenswürdigkeiten können schnell ins Geld gehen. Wer sie alle sehen möchte, der sollte in den York City Pass investieren, der für zwei Tage £65 und für drei Tage £80 kostet. Im Preis enthalten ist auch die Nutzung der Hop-on-Hop-off-Touristenbusse und der City Cruises Bootstouren auf der Ouse.
Ausflüge in die Umgebung
Yorkshire ist für seine rauen Hochmoore bekannt, die schon unzählige Romane inspirierten, nicht zuletzt Emily Brontës „Wuthering Heights“. Für einen Tagesausflug von York aus ist der North York Moors National Park ein gutes Ziel. Nostalgiker fahren nach Pickering und tuckern von dort mit dem Dampfzug der North Yorkshire Moors Railway durch die Moore. Dazu gibt es zahlreiche Wanderwege durch die Landschaft. Das Tourist Office in York hält entsprechende Karten und Tipps bereit, doch ohne eigenes Auto ist es etwas mühsam, die abgelegenen Orte in den Mooren zu erreichen.
Ein weiteres lohnenswertes Ziel ist Castle Howard, das pompöse Schloss der Adelsfamilie Howard. Es diente bereits in unzähligen Filmen und Serien als Kulisse, unter anderem in Brideshead Revisited und zuletzt in der Netflix-Seifenoper Bridgerton. Teile des Schlosses können besichtigt werden und die weitläufigen Gärten laden zu Spaziergängen ein.
Die Erinnerungen des Tierarztes James Herriot wurden mittlerweile zweimal unter dem Titel All Creatures Great and Small (auf Deutsch Der Doktor und das liebe Vieh) verfilmt. Das Haus im Ort Thirsk, in dem Herriot seine Tierarztpraxis betrieb, ist heute ein kleines Museum, das Fans der Bücher und/oder Serien besuchen können.
Entlang der Küste von Yorkshire gibt es einige durchaus nette Seebäder, allen voran Scarborough. Wie alle englischen Seebäder hat es schon bessere Zeiten gesehen, doch die beiden langen Strände mit der Ruine von Scarborough Castle in der Mitte sind im Sommer einen Besuch wert.