Wembley Stadium: Eine englische Legende

Das Wembley Stadium gehört zu den berühmtesten Veranstaltungsorten der Welt und gerade für Fußballfans gibt es kaum ein größeres Erlebnis, als ein Spiel auf dem legendären Rasen. Daneben wird das Stadion für andere Sportveranstaltungen und im Sommer für Open Air Konzerte genutzt. Ein Besuch ist immer ein Ereignis.

Bei Fußballliebhabern weckt der Name Wembley die gleiche Ehrfurcht wie der Name Wimbledon bei Tennisfreunden. Und genau wie dieser ist Wembley zunächst einmal der Name eines Vorortes im Norden von London. Das heutige Stadion ist ein erst 2007 eröffneter Neubau, der mit dem eigentlichen legendären Wembley Stadium nichts mehr gemeinsam hat.

Die Geschichte von Wembley und seinem Stadion

Über viele Jahrhunderte war Wembley nur ein kleines Dorf auf einem Hügel im Wald in der Nähe der Harrow Road. Erst im 19. Jahrhundert war es mit der Ruhe vorbei, als die Bahnstrecke zwischen London und Birmingham direkt am Dorf vorbeigeführt wurde. Weitere Nahverkehrslinien folgten und Wembley wurde zu einem beliebten Ausflugsziel für Großstädter, die im neu angelegten Wembley Park flanierten.

1924 und 1925 fand im Park die British Empire Exhibition statt und für diese Ausstellung wurde ein neues großes Sportstadion errichtet. Dabei kamen die Reste eines monströsen Eisenturms zum Vorschein, den sich der Eisenbahnmagnat Edward Watkin nach dem Vorbild des Eiffelturms in Paris hatte bauen lassen. Der Turm kam jedoch nie über die unterste Plattform hinaus und ging als Watkin’s Folly in die Geschichte ein, ehe er im Boden versank.

Vom Empire Stadium zum Wembley Stadium

Das sogenannte Empire Stadium wurde in Rekordzeit erbaut und konnte schon 1923 mit dem Finale des englischen FA Cups eingeweiht werden. Obwohl eigentlich nur 125.000 Zuschauer zugelassen waren, strömten 300.000 Menschen (!) auf die Ränge und lösten ein Chaos aus. Nach einem Foto, das einen berittenen Polizisten auf einem weißen Pferd zeigte, wurde das Spiel als White Horse Final berühmt. Heute erinnert die White Horse Bridge am neuen Stadion noch das Ereignis und das namentlich unbekannte Polizeipferd.

In den folgenden Jahrzehnten wurde das 1927 umbenannte Wembley Stadium nicht nur für Fußballspiele genutzt, sondern auch für andere Sportarten wie Rugby, Motorradrennen und sogar Windhundrennen. 1948 stand das Stadion im Mittelpunkt der Olympischen Sommerspiele 1948, als hier die Leichtathletik-Wettbewerbe, sowie Hockey, Fußball und Springreiten stattfanden.

Unvergessen für deutsche Fußballfans ist bis heute das Finale der Fußball-WM 1966, das England 4-2 gegen (West-)Deutschland gewann. Ob der dritte Treffer für England, der als Wembley Goal in die Sportgeschichte einging, nun wirklich drin war oder nicht, darüber können Fußballfans bis heute streiten.

Im August 1972 wurde in Wembley erstmals ein Rockkonzert veranstaltet. Anschließend gaben sich die größten Pop- und Rockstars der Welt die Klinke in die Hand. Legendär war das Live Aid Benefizkonzert am 13. Juli 1985 vor 72.000 Zuschauern, das von 1,9 Milliarden Menschen in aller Welt am Fernseher verfolgt wurde.

Das Ende des alten Wembley Stadiums

So berühmt und legendär der Heilige Rasen von Wembley auch war, gegen Ende des 20. Jahrhunderts war das Stadion veraltet und baufällig. Um den Abriss des alten Stadions, insbesondere der beiden markanten weißen Twin Tower, gab es heftige Kontroversen. Viele wollten zumindest die beiden Türme erhalten, doch angeblich waren sie dem neuen Stadion im Weg und konnten auch nicht auseinandergenommen und anderswo wieder aufgebaut werden.

2003 wurden sie als letzte Struktur des alten Stadions überhaupt abgerissen. Pikanterweise erfolgte der Abriss durch eine Spezialmaschine aus Deutschland. Übrig geblieben sind die beiden Flaggenmaste der Türme, die heute das Landgut Fawley Hill von William McAlpine (dessen Vater das originale Wembley Stadium erbaut hatte) zieren und eine Turmspitze, die im Wohnviertel St Raphael’s Estate von Neasden vor sich hin modert.

Das neue Wembley Stadium

Der Neubau wurde 2007 eröffnet und bietet bis zu 90.000 Zuschauern Platz. Das Stadion selbst ist ein typisches Fußballstadion der Neuzeit mit einem teilweise verschließbarem Dach. Sein markantestes Merkmal ist der  weithin sichtbare 135 Meter hohe Wembley Arch, der das gesamte Dach überspannt. Einen Weltrekord hält das neue Wembley Stadium obendrein: Mit 2.618 Toiletten hat es mehr WCs als jeder andere Veranstaltungsort der Welt.

Wichtigster Nutzer des neuen Stadions ist nach wie vor der englische Fußballverband. Die englische Nationalmannschaft trägt hier einen großen Teil ihrer Heimspiele aus. Auch das englische Cupfinale wird in Wembley gespielt. Den letzten großen Auftritt hatte das Stadion 2021 bei der verschobenen Fußball-EM als englischer Austragungsort verschiedener Spiele, darunter des Finales.

Dazu nutzt der englische Rugby-Verband des Stadion für den Challenge Cup und mittlerweile gastiert die US-amerikanische National Football League einmal im Jahr im Rahmen der NFL London Games in Wembley. Auch für große Konzerte wird das Stadion weiterhin genutzt. Heulboje Adele stellte einen Rekord auf, als sie im Juni 2017 vor 98.000 Fans sang.

Der Besuch von Wembley

Wer unbedingt bei einer Sportveranstaltung oder einem Konzert im Wembley Stadium dabei sein will, kann auf der Website des Stadions den aktuellen Eventkalender abrufen. Tickets für Konzerte und bestimmte Events können direkt auf dieser Website gekauft werden. Bei Fußballveranstaltungen wie dem FA Cup sind die jeweiligen Vereine zuständig.

Sportfans, die einfach nur mal das Stadion besuchen wollen, können sich einer geführten Stadiontour anschließen. Der Rundgang dauert etwa 90 Minuten und kostet £22.00 für Erwachsene und £15.00 für Kinder bis 15 Jahren. Aufgrund der hohen Nachfrage ist es sinnvoll, die Tour einige Wochen im Voraus zu buchen. Vor Ort sind die Tickets außerdem teurer.

Zu sehen gibt es unter anderem die Kabinen, da Pressezentrum und den Spielertunnel. Auch die Royal Box, die Loge der königlichen Familie, darf betreten werden und es geht ganz nahe an den heiligen Rasen heran. Am Eingang der Stadiontour hängt übrigens die originale Latte, an der der Ball des Wembley-Tors 1966 abprallte und von dort (vielleicht) über die Torlinie flog.

Eine Erinnerung ans alte Stadion

Nostalgiker, die sich Informationen über das alte Wembley Stadium wünschen, können das Brent Museum in der Willesden Green Library besuchen. Das Stadion und seine lange Geschichte, sowie der eiserne Turm von Edward Watkin sind Schwerpunkte der Ausstellung. Vom neuen Stadion in Wembley Park ist das Museum etwa drei Kilometer Fußweg entfernt. Schneller geht es mit der U-Bahn zwischen den Haltestellen Wembley Park und Willesden Green.

Der Weg zum Wembley Stadium

Die U-Bahn ist auch die einfachste Möglichkeit, um aus der Innenstadt von London zum Stadion gelangen. Von der Haltestelle Wembley Park (Jubilee Line und Metropolitan Line) führt der Wembley Way direkt auf das Stadion zu.

Gehören auch Leute, die sich nicht für Sport interessieren, zur eigenen Gruppe oder Familie, lassen sie sich vielleicht mit dem London Designer Outlet als Alternative zur Stadiontour locken, einer relativ großen und gut bestückten Shopping Mall. Auf dem Gelände von Wembley Park befindet sich auch die Wembley Arena (aktuell OVO Arena nach dem neuesten Sponsoring Deal), in der ganzjährig Konzerte stattfinden, sowie etliche Restaurants und einige Hotels.

Es versteht sich von selbst, dass die Hotels horrende Preise verlangen, wenn im Wembley Stadium oder in der Arena ein Event stattfindet. An anderen Tagen lassen sich hier gute Schnäppchen für London-Reisende machen, die keine Lust auf die überteuerten Hotels im West End haben. Die Fahrt ins Zentrum dauert von hier etwa 30 Minuten.