Mit der Fähre nach England: Die Routen

Wer das eigene Auto mit auf die Insel nehmen will, hat zwei Möglichkeiten: Den Kanaltunnel oder eine Fährüberfahrt. Wer das Schiff nimmt, wird mit Seeluft und toller Aussicht belohnt. Zur Auswahl stehen zahlreiche verschiedene Routen.

Mit der Fähre nach England: Zielhafen Dover

Die schnellste Fährverbindung ist die zwischen dem französischen Hafen Calais und Dover in der südöstlichsten Ecke von England. Die Überfahrt selbst dauert knapp 90 Minuten. Dies reicht für eine Mahlzeit im Bordrestaurant und einen Spaziergang über das Deck. Ein Vorteil ist außerdem der unschlagbare Anblick der berühmten weißen Kreidefelsen von Dover, die bei guter Sicht schon in Frankreich zu sehen sind und allmählich näherkommen.

Eine Alternative, die kaum länger dauert, ist die Überfahrt vom nahem Dünkirchen (Dunkerque) kurz vor der belgischen Grenze. Geschichtsfreunde können sich hier das Museum zur Operation Dynamo ansehen, der legendären Evakuierung britischer und französischer Soldaten durch englische zivile Boote im zweiten Weltkrieg. Auch Calais mit seinem historischen Zentrum und dem Rathaus mit seinem markanten Uhrturm ist durchaus eine Zwischenübernachtung wert, ehe es am nächsten Morgen ausgeruht mit der Fähre nach England geht.

Sowohl DFSD Seaways als auch P&O Ferries betreiben die Routen von Calais und Dünkirchen nach Dover und nehmen sich preislich nicht viel. Die Fähren selbst sind unspektakulär. Es gibt ein SB-Restaurant und ein Café, eine Spielecke für Kinder und – dem Brexit sei’s gedankt – nun auch wieder Duty-Free-Shops mit dem üblichen Angebot an Alkohol, Tabak und Parfüms.

Weitere Zielhäfen in England

Da Dover der mit Abstand betriebsamste Hafen auch für Fracht ist, kann es lange Wartezeiten geben, ehe Reisende auf die Fähre nach England kommen. Dazu sind die beiden Autobahnen M2 und M20 oft sehr voll. Wer ohnehin die englische Südküste zum Ziel hat, der sollte die Fährüberfahrt von Dieppe nach Newhaven (zwischen den Seebädern Eastbourne und Brighton) in Erwägung ziehen. Vom südlichen Deutschland ist die Anfahrt nach Dieppe zudem nicht länger als die nach Calais oder Dünkirchen. Die Überfahrt dauert etwa vier Stunden und betrieben wird diese Strecke von DFSD.

Eine weitere Option für die Fähre nach England ist die Überfahrt mit Stenaline von Hoek van Holland (Rotterdam) nach Harwich. Die Strecke wird zweimal täglich angeboten: Die Überfahrt mit der Stena Brittanica tagsüber dauert sechseinhalb Stunden und kommt um 19.45 Uhr in Harwich an. Das reicht noch, um am gleichen Abend bis London oder an andere touristische Ziele im Südosten von England zu gelangen. Entspannter ist die nächtliche Fahrt mit der Stena Hollandica. Diese dauert neuneinhalb Stunden. Die Fähre legt um 22.00 Uhr ab und kommt um 6.30 Uhr an. Wer mag, kann eine Kabine für eine gemütliche Übernachtung im Bett buchen.

Um ins nördliche England zu gelangen, bieten sich die Überfahrten von P&O Ferries von Rotterdam oder Zeebrügge nach Hull in Yorkshire an. Hierbei handelt es sich grundsätzlich um Fahrten über Nacht, bei denen Kabinen im Preis mit eingeschlossen sind.

Eine weitere Option für eine Fähre nach Nordengland und Schottland ist die Strecke von Amsterdam nach Newcastle mit DFSD Seaways. Diese Überfahrt dauert fast 18 Stunden und ist dafür mit komfortablen Kabinen und Restaurants fast schon eine kleine Kreuzfahrt.

Der Vollständigkeit halber sollen auch auch die Angebote von Brittany Ferries erwähnt werden. Diese Reederei bietet zahlreiche Fahrten von Westfrankreich nach Südwestengland an, u.a. von Cherbourg, Caen und St. Malo nach Portsmouth, von Cherbourg nach Poole und von Roscoff nach Plymouth. Aufgrund der französischen Autobahngebühren lohnen sich diese Strecken von Deutschland aus kommend nicht wirklich. Allerdings kann es reizvoll sein, einige Tage in der wunderschönen Bretagne und einige Tage in Cornwall zu kombinieren.

Fährüberfahrten seit dem Brexit

Grundsätzlich ändert sich für Reisende nichts, solange sie die neuen Vorschriften für die Einreise nach Großbritannien (Reisepass statt Personalausweis!) erfüllen. Da jedoch Waren nur noch begrenzt ein- und ausgeführt werden dürfen, werden jetzt gründlichere Zollkontrollen durchgeführt. Dies kann vor allem in der Hauptsaison zu längeren Wartezeiten führen.

Es ist also empfehlenswert, nicht auf den letzten Drücker zum Hafen auf dem Kontinent zu fahren in der Erwartung, mehr oder weniger sofort auf die Fähre nach England rollen zu dürfen. Besser ist es, entweder eine Zwischenübernachtung einzuplanen oder zumindest einige Stunden Puffer am jeweiligen Hafen einzuplanen.

Auch bei der Rückreise müssen entsprechende Wartezeiten eingeplant werden, insbesondere wenn die EU das neue ESS (Entry/Exit System) für Drittländer an den Außengrenzen der Schengen Zone einführen wird. Die englische EU-feindliche Boulevardpresse beschwört schon jetzt Wartezeiten von 10 oder 20 Stunden und endlose Staus auf den Autobahnen von Kent herauf. So schlimm wird es wohl nicht werden, doch auch hier ist ein großer Zeitpuffer von Vorteil.

Durch den Tunnel statt mit der Fähre nach England?

Noch immer hält sich der Gedanke, dass es möglich ist, mit dem Auto durch den Kanaltunnel nach England zu fahren. Nein. No. Njet. Was möglich ist, ist die Nutzung von Le Shuttle, einer Art Autoreisezug von Eurotunnel, der britisch-französischen Betreibergesellschaft des Kanaltunnels. Von Deutschland aus kommend fahren Autofahrer nach Calais und zum dortigen Kanaltunneleingang bei Coquelles (nicht zum Fährhafen!). Hier erwartet sie ein Check-in samt Pass- und Zollkontrolle. Anschließend stellen sich die Autos dann in Wartereihen auf und fahren nach und nach in die einzelnen Zugabteile. Fahrer und Passagiere bleiben während der ganzen Fahrt bei abgestelltem Motor im eigenen Auto sitzen. Die Fahrt selbst dauert etwa 35 Minuten.

Tagsüber fahren die Shuttles alle 30 Minuten, nachts alle 60 Minuten. Billig ist die Geschichte nicht. Für ein normales Auto inklusive Passagiere kostet die einfache Fahrt ab £94 aufwärts. In der Hochsaison und bei kurzfristiger Buchung kann es auch deutlich teurer sein. Für Kurzbesuche werden Spartarife ab £31 angeboten, doch wer fährt schon für maximal zwei Tage auf die so sehenswerte Insel? Le Shuttle ist also vor allem ein Angebot für Eilige und Bequeme.

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