Vielen älteren Tierliebhabern sind die früheren drakonischen Quarantäne-Regeln in Großbritannien noch in bester Erinnerung. Wer heute mit dem Haustier nach England reisen möchte, der hat es zum Glück leichter, doch einige wichtigen Regeln müssen weiterhin beachtet werden.
Trotz Brexit mit dem Haustier nach England reisen
Die gute Nachricht vorab: Der Brexit hat (bislang) nichts an den Einreisebestimmungen für Haustiere aus der EU geändert. Allerdings gehört das Vereinigte Königreich seit 1. Januar 2022 nicht mehr dem EU-Heimtierpasssystem an, sondern gilt als Drittland. Dies bedeutet umgekehrt, dass britische Tierhalter bei der Einreise in die EU ein Gesundheitszeugnis vorlegen müssen. Es ist davon auszugehen, dass irgendwann die Retourkutsche kommen wird. Aktuell genügt jedoch die Vorlage des EU-Heimtierausweises.
Heimtierhalter (mit Heimtieren sind hier Hunde, Katzen und Frettchen gemeint) müssen folgende Dinge beachten, wenn sie mit dem Haustier nach England einreisen wollen. Wichtig ist dabei die Einhaltung der Reihenfolge:
- Kennzeichnung des Tieres mit Mikrochip;
- Gültige Tollwutimpfung, wobei die Einreise frühestens 21 Tage nach der Erstimpfung erfolgen darf;
- Bandwurmbehandlung (Ecchinococcus multilocularis) mindestens 24 Stunden und maximal 120 Stunden vor der Einreise;
- Eintragung der Impfung(en) und Bandwurmbehandlung im blauen EU-Heimtierausweis, der mitgeführt werden muss.
Hunde unter 15 Wochen dürfen grundsätzlich nicht nach Großbritannien mitgenommen werden. Dies liegt daran, dass die unbedingt notwendige Tollwutimpfung frühestens im Alter von 12 Wochen vorgenommen werden kann. Wird anschließend die Wartezeit von 21 Tagen zur Ausbildung des Impfschutzes berechnet, ist der Hund dann 15 Wochen alt.
Private Hundehalter, die für einen Urlaub mit dem Haustier nach England reisen, dürfen maximal fünf Hunde mitnehmen. Für die folgenden vier Hundetypen gilt ein Einreiseverbot:
- Pitbull Terrier
- Japanese Tosa
- Dogo Argentino
- Fila Brasileiro
Wichtig: Wenn die Dokumente nicht vollständig vorliegen oder nicht den Vorgaben entsprechen (zum Beispiel wenn die Bandwurmbehandlung mehr als 120 Stunden vor der Abreise erfolgte), kann es vorkommen, dass das Haustier bis zu vier Monate in Quarantäne gesteckt wird. Der Versuch, einen verbotenen Hundetyp ins Land zu schmuggeln, kann bei Entdeckung mit der Wegnahme und Einschläferung des Tiers enden.
Ausführliche Informationen für alle, die mit dem Haustier nach England reisen wollen, hält die britische Regierung auf einer Website bereit. Daneben erteilen natürlich auch die Tierärzte vor Ort in Deutschland entsprechende Auskünfte.
Die zulässigen Reiserouten
Ein weiterer Haken für die Einreise nach England mit dem Haustier sind die „approved routes“, also die von der britischen Regierung als zulässig erklärten Reiserouten für alle, die mit dem Haustier nach England reisen.
Die Einreise per Flugzeug
Die Einreise per Flugzeug ist nur über bestimmte Flughäfen in Großbritannien erlaubt. Dies hängt von den jeweiligen Airlines ab. Die deutsche Lufthansa kann Haustiere beispielsweise nach London-Heathrow und Manchester fliegen (und nach Edinburgh und Glasgow in Schottland).
Ganz wichtig: Haustiere dürfen nur als „Fracht“ im Frachtraum transportiert werden. Auch Katzen und kleine Hunde, die normalerweise in der Kabine mit Herrchen und Frauchen reisen, müssen als Fracht geladen werden.
Die Einreise per Auto und Fähre / Zug
Schon alleine aus dem oben genannten Grund sollten Tierfreunde also lieber im eigenen Auto mit dem Haustier nach England reisen. Allerdings gibt es auch hier Haken. Auf den Fähren müssen Hunde und Katzen im Auto bleiben, während die menschlichen Passagiere das Auto verlassen müssen. Auf der kurzen Überfahrt von Calais nach Dover sicher kein großes Problem, doch bei mehrstündigen Routen könnte das lange Alleinbleiben für das Tier unangenehm sein. An den Häfen in Calais und Dover gibt es Auslaufbereiche, wo Hunde noch einmal Gassi geführt werden können.
Die tierfreundlichste Methode nach England zu gelangen, sind die Autoreisezüge von Le Shuttle durch den Eurotunnel. Dabei bleiben Menschen und Haustiere zusammen im Auto sitzen. Die Dokumente werden bei der Anmeldung für Le Shuttle in Coquelles auf der französischen Seite kontrolliert. Hier gibt es auch ein designiertes Gelände, wo Hunde vor der Überfahrt noch einmal Gassi gehen können. Spezielle Müllbeutel für Hinterlassenschaften stehen zur Verfügung. Auf der englischen Seite gibt es ebenfalls ein Gelände für Hunde. Je nach Ziel in England kann es sinnvoll sein, hier noch einmal kurz Pause vor der langen Autofahrt zu machen.
Übrigens reisen Haustiere nicht kostenlos mit der Fähre oder dem Autozug nach England. Bei Le Shuttle wird für die einfache Fahrt £22 für ein Haustier verlangt. P&O Ferries verlangt auf der Strecke Calais – Dover 15 Euro für die einfache Überfahrt pro Haustier.
Mit dem Haustier nach England reisen: Die Wahl der Unterkunft
Während Katzen wohl nur im Notfall mitgenommen werden, weil sich zu Hause kein Betreuer findet, sind Hunde beliebte Begleiter im Urlaub. Die Engländer sind insgesamt sehr tierfreundlich und so gibt es entsprechend viele Angebote für Urlauber, die mit dem Haustier nach England reisen. Unterkünfte lassen sich bei Google mit „pet-friendly hotels“ oder „dog-friendly hotels“ in Erfahrung bringen.
Manche Hotels sind ganz auf Hunde eingestellt und bieten Annehmlichkeiten wie Hundekörbchen in allen Räumen, Schüsseln für Wasser und Futter und sogar Hundekekse zur Begrüßung. Meist wird für den Hund eine geringe Zusatzgebühr pro Nacht erhoben. Es ist auf jeden Fall sinnvoll, entsprechende tierfreundliche Hotels oder eine eigene Ferienwohnung zu buchen, um Konflikte mit anderen Gästen zu vermeiden.
Ein allerdings recht teurer Tipp in der Metropole London ist das sehr zentral gelegene Treehouse Hotel nördlich der Oxford Street, das eine Ulti-Mutt Staycation Package für Hund und Herrchen oder Frauchen für £249 anbietet. Im Preis einbegriffen sind Leckerlis für den Hund und eine Stunde kostenloses Dogsitting oder Gassi gehen pro Tag.
Weitere Tipps für den tierischen Urlaub in England
Die Website Driving with Dogs hält nicht nur Tipps für gute Spaziergänge entlang der englischen Autobahnen bereit, sondern auch viele weitere gute Ratschläge für Urlauber, die mit ihrem Haustier nach England reisen wollen, zum Beispiel Hundestrände an der Küste.
Auch in vielen Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Cafés, Pubs und Geschäften zwischen Cornwall und Northumbria sind gut erzogene Hunde willkommen. Englische Hundebesitzer sind sehr kontaktfreudig und ziehen Fremde, denen sie in „ihren“ Parks oder an „ihrem“ Strand begegnen, schnell in ein Gespräch. Oft haben sie auch gute Tipps für tierfreundliche Lokale vor Ort.