Weltkulturerbe Bath: Römer und Regency

Bath in Somerset ist einer der bekanntesten Touristenmagneten im südlichen England. Entsprechend hoch sind die Hotelpreise, doch einen Tagesausflug ist die hübsche Stadt am Avon unbedingt wert.

Vom Römerlager zur Kurstadt

Auf eines konnte man sich bei den alten Römern verlassen, wenn sie auszogen, neue Landstriche zu erobern: Sie stöberten mit untrüglichem Gespür heiße Thermalquellen auf und gründeten dort ein Militärlager oder eine Siedlung. Im dauerverregneten unwirtlichen Britannien stießen die Römer auf eine keltische Siedlung auf dem Solsbury Hill (nordöstlich des heutigen Zentrums von Bath) und den der örtlichen Göttin Sulis geweihten Schrein mit seinen heißen Quellen, den sie prompt für sich beanspruchten. Sie bauten ein Badehaus und einen Tempel über den Quellen, nannten den Ort Aquae Sulis und setzten Sulis mit ihrer eigenen Göttin Minerva gleich. Archäologen fanden zahlreiche Tablets, auf denen Badegäste andere Menschen, mit denen sie im Clinch lagen, bei den Göttinnen verfluchten.

Mit den Ende der römischen Vorherrschaft in Britannien versank auch Aquae Sulis in Bedeutungslosigkeit. Die heißen Quellen fanden jedoch immer wieder in mittelalterlichen Schriften Erwähnung und der große König Alfred der Angelsachsen ließ Bath im 9. Jahrhundert mit neuen Straßen und Stadtmauern anlegen. 1090 begannen die Arbeiten an einer neuen Kathedrale, der heutigen Bath Abbey. Sie überstand die Auflösung der englischen Abteien durch Henry VIII. mit relativ geringen Schäden und wurde von seiner Tochter Elizabeth I. wieder instand gesetzt.

Die Regency Epoche

Die römischen Bäder und Bath Abbey sind heute zwei der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Bath. Doch berühmt ist die Stadt allgemein aus anderem Grund. Im 18. Jahrhundert entwickelte sie sich zur ersten großen Kurstadt von England, die die damaligen VIPs anlockte wie heute Sylt und Mykonos. In dieser Zeit entstanden außergewöhnliche architektonische Anlagen wie der halbrunde Royal Crescent, der schon in zahlreichen Filmen zu sehen war. Im Grand Pump Room und in den Lower Assembly Rooms wurde gefeiert, was das Zeug hielt und im Morgengrauen duellierten sich junge Hitzköpfe im Victoria Park. Zu den vielen Autoren, die die in England „Regency“ genannte Epoche festhielten, gehörte Jane Austen, die eine Weile dort lebte. Das heutige Jane Austen Centre in der Gay Street ist nicht das Wohnhaus der Familie (dieses befindet sich in 4 Sydney Park), gibt jedoch eine gute Vorstellung vom Alltagsleben in Bath zu jener Zeit. Wer sich für die Epoche allgemein oder für Jane Austen im Besonderen interessiert, der kann geführten „Regency Walking Tours“ in Bath anschließen. Dazu kurven natürlich auch Hop-on-Hop-off-Busse durch die Stadt. Die Bezeichnung Regency leitet sich übrigens davon ab, dass der britische Thronfolger und spätere König George IV. von 1811 bis 1820 als Prince Regent die Staatsgeschäfte für seinen kranken Vater König George III. führte. Als Regency Period wird jedoch häufig die gesamte Epoche von 1795 bis 1837 bezeichet.

Ein Besuch in Bath

Um Bath wirklich gerecht zu werden, sollten schon mindestens zwei Tage eingeplant werden. Allerdings lassen sich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auch im Rahmen eines Tagesbesuchs abklappern. Etwas ärgerlich sind die horrenden Preise. So kostet ein Besuch der römischen Bäder für Erwachsene £17.00 wochentags und sogar £19.50 am Wochenende, im Jane Austen Centre £12.00. Der Eintritt in die Kathedrale Bath Abbey ist dafür kostenlos (um Spenden wird gebeten).

Lohnenswert finde ich den Besuch im Fashion Museum (in den Assembly Rooms), in dem Mode aus mehreren Jahrhunderten versammelt ist. Zu sehen sind neben prächtigen Kleidern aus der Regency Epoche und der viktorianischen Zeit auch moderne Kleidung aus den 60er- bis 80er-Jahren, die so manches Mal zum heftigen Schmunzeln einlädt. Wichtig: Das Museum wird demnächst aus den zu klein gewordenen Assembly Rooms ausziehen. Eine neue Location ist noch nicht nicht bekannt. Auf der Website des Museums wird es hoffentlich rechtzeitig entsprechende Informationen geben.

Bei gutem Wetter lohnt sich eine Wanderung auf dem Bath Skyline Walk, einem 10 Kilometer (6 Meilen) langem Rundwanderweg, der immer wieder tolle Aussichten auf die Stadt erlaubt. Vom Tourist Office in Zentrum (das Wanderkarten ausgibt), geht es über die berühmte Pulteney Bridge zum ersten Aussichtspunkt auf dem Bathwick Hill und weiter nach Bathampton und Claverton zum wunderschönen Prior Park mit seinem Fischteich. Ohne Pausen dauert die Wanderung etwa drei bis vier Stunden. Ein lohnenswerter Abstecher ist das American Museum im ehemaligen Landsitz Claverton Manor mit sehenswerten Ausstellungen und einem netten Café. Der Garten ist eine Nachbildung des Gartens von Mount Vernon, dem Wohnsitz von George Washington.

Ein Bad in Bath

Wesentlich länger als Kontinentaleuropa hat England dafür gebraucht, Bath auch für moderne Wellnesstouristen interessant zu machen. Erst 2006 eröffnete nach jahrelangen Querelen das moderne Thermalbad Thermae Bath Spa mit Schwimmbädern, Dampfsaunen und diversen Massagen und Schönheitsbehandlungen. Man ahnt es schon, auch hier haben sich die Preise gewaschen (£38 wochentags, £43 am Wochenende für zwei Stunden, Stand 2022). Doch bei typisch englischem Nieselregen oder nach der Wanderungen auf dem Skyline Walk ist das heiße Wasser der Quellen von Bath eine Wohltat.