Torquay und Paignton – Die englische Riviera

Großbritannien ist nicht gerade das erste Reiseziel, das einem beim Gedanken an Sonne, Strand und Meer einfällt. Natürlich gibt die berühmten Fotos von karibisch anmutenden Stränden im Norden Schottlands oder sogar auf den Hebriden wie Luskentyre auf der Isle of Harris, doch ob das Wetter wirklich mitspielt, ist eine andere Frage.

Am anderen Ende der Insel wartet Cornwall mit seinen zahllosen Stränden, deutschen Rosamunde Pilcher-Bustouren und relativ hohen Preisen. Ein Ort, den ich persönlich recht sympathisch finde, ist das Seebad Torquay in Devon im Zentrum der sogenannten englischen Riviera. Hier gibt es immerhin auch bei schlechtem Wetter einiges zu tun.

Die englische Riviera

Der Name mag von der französischen Riviera abgekupfert sein, doch mit der sonnen übergossenen Côte d’Azur am Mittelmeer hat Devon leider nicht viel gemein. Der Vorteil der halbmondförmigen Bucht von Tor (Tor Bay) ist ihre Öffnung nach Osten, sodass es relativ warm und windstill ist.

Die äußersten Punkte der Bucht sind Berry Head im Süden und Hope’s Nose im Norden, wo sich auch Torquay befindet.  In der Mitte der Bucht darf sich Paignton mit den schönsten langen Sandstränden rühmen, während Brixham im Süden einen tollen Aussichtspunkt mit Leuchtturm besitzt, aber statt Stränden nur ein in die Felsen gehauenes Meeresschwimmbad.

Urlaub in Torquay

Torquay besitzt einen sehr schönen Sandstrand direkt am Hafen, an dem bei gutem Wetter meist der Teufel los ist. Andere Buchten wie Meadfoot und Oddicombe sind dagegen eher ruhig. Eine schöne Wanderung führt zunächst vom Zentrum quer durch die Stadt nach Oddicombe Beach und von dort immer an der Küste und mehreren Buchten entlang wieder zum Zentrum zurück.

Nostalgiker sollten in die Bygones Ausstellung im Viertel Babbacombe hineinschauen, die einen Spaziergang durch eine Straße aus Queen Victorias Zeiten erlaubt, einen Blick ins England zur Zeit des 2. Weltkriegs und in die Fabulous Fifties.

Nett anzusehen ist auch die Babbacombe Model Village, eine Miniaturwelt, die mit dem Miniaturwunderland in Hamburg leider nicht mithalten kann. Das Zentrum um den Hafen reißt sich touristisch dagegen kein Bein aus, wobei Kinder sicher Interesse an der Dinosaurier Welt oder am Living Coasts Zoo &Aquarium haben. Mit der Fähre lässt sich bequem nach Brixham übersetzen, um die Tor Bay vom Wasser aus zu erleben.

Brixham und Paignton

Paignton

Brixham hat sich den Charme eines traditionellen Fischerdorfs erhalten und blickt stolz auf seine maritime Vergangenheit zurück. Napoleon saß wochenlang auf einem Schiff vor Brixham fest, ehe er von den Briten ins Exil nach St. Helena verschifft wurde und im Hafen liegt eine Nachbildung von Sir Francis Drake’s „Golden Hind“, mit der er im 16. Jahrhundert die Welt umsegelte. Am Bank Holiday-Wochenende im Mai findet das große Piratenfestival statt. Ein Muss ist der Spaziergang zum Leuchtturm von Berry Head hinaus.

Paignton hat seine besten Zeiten als Seebad hinter sich, doch der Strand alleine ist Grund genug für einen Ausflug. In der Mitte prangt die Paignton Pier aus dem späten 19. Jahrhundert, die wie die meisten englischen Piers heute ein knallbunter Vergnügungspark für Kinder ist.

Kurz gesagt, die englische Riviera kann nicht unbedingt mit Cornwall oder den Stränden von Wales in Sachen natürlicher Schönheit mithalten, doch die windgeschützte Lage und die vielen Unterhaltungsmöglichkeiten machen insbesondere Torquay zu einer guten Wahl für ein paar Tage Urlaub am Meer.

Von London aus ist die englische Riviera mit dem Zug oder mit den weit günstigeren Bussen von National Express zu erreichen.