Wenn es ein Museum in London gibt, das ich nicht müde werde zu empfehlen, dann das British Museum in Bloomsbury. Die riesigen Sammlungen lassen sich gar nicht bei einem einzigen Besuch alle erfassen. Erfreulicherweise ist der Eintritt wie in so vielen großen Museen Londons kostenlos, sodass es leicht ist, ab und zu für 1-2 Stunden dort vorbeizuschauen. Erstbesucher sollten sich am besten einige Abteilungen herauspicken.
Die Sammlungen des British Museums
Das Museum geht auf den Sammler Sir Hans Sloane zurück, der zum Zeitpunkt seines Todes 1753 bereits über 71.000 Objekte angesammelt hatte, die er seinem König George II. vermachte. Dieser gab ein neues Museum in Auftrag, das in Montagu House in Bloomsbury untergebracht wurde.
Danach wuchs und wuchs das Museum, nicht zuletzt durch die Ausdehnung des britischen Empires und die vielen Forscher und Eroberer, die Fundstücke aus aller Welt nach London schleppten, darunter den Stein von Rosetta aus Ägypten, der erstmals die Entzifferung der Hieroglyphen ermöglichte, James Cooks gesammelte Objekte aus der Südsee und die Marmorskulpturen vom Parthenon in Athen (die Griechenland bis heute gerne zurück hätte).
Insgesamt sind heute 13 Millionen Objekte über das British Museum selbst, 70 Millionen Objekte über das Natural History Museum und sagenhafte 150 Millionen Objekte über die British Library verteilt.
Die einzelnen Abteilungen des British Museums umfassen das Alte Ägypten inkl. Sudan, Griechenland & Rom, die Kulturen des Nahen Ostens (Assyrien, Babylonien, Mesopotamien, usw), Asien (u.a. Indien, China und Japan), Afrika/Ozeanien/Amerika und Großbritannien & Europa, sowie Münzen & Medaillen und Drucke & Zeichnungen.
Die Highlights im British Museum
Die meisten Besucher stolpern zunächst über die monumentalen Skulpturen aus dem Pharaonenreich und die ägyptischen Mumien, gefolgt vom alten Griechenland. Die „Elgin Marbles“ vom Parthenon sind in Raum 18 zu finden.
Sehenswert sind auch die Funde vom Mausoleum von Halikarnassus und vom Artemis-Temple in Ephesus, zwei der antiken Weltwunder. Fast noch beeindruckender sind die Sammlungen aus den biblischen Ländern wie die assyrischen Reliefe aus Nimrud und Niniveh und die Fundstücke aus dem mesopotamischen Ur.
Wer sich in Großbritannien eher über lokale Geschichte informieren will, kann dies natürlich auch tun. Die Abteilung für britische und europäische Geschichte deckt alles von der prähistorischen Frühzeit bis zur Moderne ab, darunter etliche Schatzfunde.
Berühmt ist der Fund von Sutton Hoo (Suffolk), wo ein angelsächsischer Friedhof mit zahlreichen Grabbeigaben freigelegt wurde, die heute im Museum zu sehen sind. Ebenfalls im Museum landete ein unglücklicher Mensch aus der 2. oder 1. Jahrhundert v.Chr., der gut konserviert in einem Sumpf gefunden wurde und nun als „Lindow Man“ ausgestellt ist.
Von den Hebriden stammen die schön geschnitzten Lewis Schachfiguren aus dem 12. Jahrhundert, die eines der ältesten erhaltenen Schachsets der Welt darstellen. Sie wurden aus den Elfenbeinzähnen von Walrössern geschnitzt und stammen vermutlich aus Island oder Norwegen. Eine Nachbildung gibt es natürlich im Museumsshop zu kaufen.
Nicht unumstritten sind die Highlights der afrikanischen Sammlungen wie die Bronze-Reliefs und Skulpturen aus dem Königspalast von Benin (heute Nigeria). Diese wurden 1897 von den Briten mehr oder weniger geplündert, als sie Nigeria ihrem Kolonialreich einverleibten und die Nigeria gerne zurück hätte. Die amerikanischen Sammlungen decken den gesamten Kontinent von den Inuit im hohen Norden bis Feuerland im Süden ab, darunter zahlreiche Prä-kolumbianische Objekte aus Mittelamerika.
Ein Besuch im British Museum
Seit 2001 geht es vom Eingang direkt zum überdachten „Great Court„, in dem früher die British Library ansässig war (die heute ihr eigenes Gebäude neben dem Bahnhof St. Pancras hat). Nur der Reading Room in der Mitte ist erhalten geblieben. Gemütlich ist der Great Court nicht, aber die Cafés bieten genügend Sitzplätze für eine Pause zwischendurch.
Einen Blick wert sind auch immer die hervorragenden Sonderausstellungen. 2015 gab es die große „Germany: Memories of a Nation„-Ausstellung, kuratiert von Neil MacGregor, der mittlerweile das neue Humboldt-Forum in Berlin leitet. Netterweise hat das Museum ein Video produziert, in dem sich Ausstellung auch heute noch „besuchen“ lässt und das lesenswerte Begleitbuch ist auch heute noch im Museumsshop erhältlich.
Ein Tipp: Wer einige bestimmte Dinge sehen will, sollte sich vorher auf der Website des British Museum über etwaige Schließungen einzelner Räume und Galerien informieren.