Das Fischerdorf St. Ives an der Nordküste ist für viele Urlauber der Inbegriff von Cornwall: Ein bezauberndes Städtchen mit Fischerhafen und endlosen Stränden. Kein Wunder, dass es gerne als Basis für Erkundungstouren in Cornwall in Kombination mit entspannten Tagen am Strand genutzt wird.
Von St. Ia und St. Ives
Der Name St. Ives geht auf Saint Ia (auch Hya, Hia oder Eia geschrieben) zurück, eine irische Heilige aus dem 5. Jahrhundert. Der Legende nach traute sich die junge Frau nicht mit anderen Heiligen auf ein Schiff Richtung Cornwall und betete lieber am irischen Strand. Ein Laubblatt flatterte auf das Wasser und sie stellte fest, dass es nicht sank. Das Blatt wurde so groß, dass sie darauf die Irische See Richtung Cornwall überquerte und sogar noch vor den anderen Heiligen ankam.
Ob es die richtige Entscheidung war, sei dahingestellt, denn der kornische Herrscher Twedwr Mawr (Theodor der Große) war gar nicht gut auf die irischen Missionare zu sprechen und ließ viele von ihnen töten, darunter auch Ia. Über dem Grab der Märtyrerin wurde eine Kapelle errichtet, an deren Stelle heute St Ia’s Church steht und der Ort wurde nach ihr St. Ives benannt.
Über seine weitere Geschichte ist zunächst wenig bekannt, doch vermutlich entwickelte er sich schon früh zum Fischerdorf. Das Sloop Inn ist eines der ältesten Pubs von Cornwall, das vermutlich schon um das Jahr 1312 existierte (das heutige Gebäude stammt jedoch aus dem 17. oder 18. Jahrhundert).
St. Ives als Künstlerkolonie
Mit dem Anschluss an die Eisenbahn 1877 begann der Aufstieg von St. Ives als Urlaubsort an der kornischen Küste, der zu einem riesigen Bauboom führte. Bis heute ist die knapp sieben Kilometer lange Zweigstrecke der Eisenbahn von St. Erth nach St. Ives an der Mündung des Hayle und der Küste vorbei einer der schönsten Eisenbahnabschnitte von England, die sich auch für Autofahrer lohnt.
Schon 1811 hatte es den berühmten englischen Maler William Turner nach St. Ives gezogen, wo er etliche Gemälde und Skizzen der wilden Küste anfertigte. Ihm folgte zunächst der Schotte Thomas Millie Dow, ehe 1928 eine ganze Künstlerkolonie gegründet wurde. Besonderen Ruhm erlangte die Bildhauerin Barbara Hepworth, die mit ihrem Ehemann Ben Nicholson in St. Ives lebte und dort zahlreiche Skulpturen schuf. Ihr Studio ist heute das Barbara Hepworth Museum mit eigenem Skulpturengarten und ist weitgehend unberührt geblieben.
Nicht minder berühmt ist St. Ives für seine Töpferkunst. Schon 1920 gründeten Bernard Leach und Shoji Hamada die Leach Pottery, die heute eine Mischung aus aktiver Töpferei, Museum und Galerie darstellt. Überall im Ort gibt es Werkstätten und kleine Geschäfte die Keramikarbeiten, Skulpturen und andere Artikel der örtlichen Künstler anbieten. Wer mag, der kann sogar selbst in Workshops aktiv töpfern oder Crashkurse in der Malerei und Bildhauerei belegen, zum Beispiel bei Barnoon Arts oder in der St. Ives School of Painting.
Die Sehenswürdigkeiten der Region
Das Prunkstück von St. Ives ist der wunderschöne Fischerhafen, der der St. Ives Bay zugewendet ist. Bei Ebbe liegen hier dutzende farbenfrohe Fischerboote auf dem Sand, die erst mit der Flut wieder Wasser unter dem Kiel bekommen. Vom Leuchtturm am Ende der Smeatons Pier bietet sich der schönste Postkartenblick auf den Ort. Weiter südlich befindet sich der Stadtstrand Porthminster Beach, an dem Wassersportarten wie Surfen und Stand-Up-Paddling angeboten werden. Einen Besuch wert ist das St. Ives Museum, das die Geschichte des Ortes über die Jahrhunderte hinweg erzählt.
Auf der anderen Seite des Ortes blickt der Porthmeor Beach Richtung Norden und Irland. Von hier führt ein bezaubernder Wanderweg über Man’s Head nach Clodgy Point. Wer Lust auf eine echte Wanderung hat, folgt dem Weg weiter zum keltischen Steinkreis der Merry Harvesters und zu einigen der schönsten Buchten der Nordküste.
In der Bucht von Zennor soll einst eine Meerjungfrau kornische Seeleute ins Unglück gelockt haben. Heute ist die „Moomaid of Zennor“ Patin einer leckeren vor Ort hergestellten Eiscreme der Tremedda Farm. Bei Gurnard’s Head sind die Reste einer alten kornischen Mine zu sehen und südlich von Zennor der Zennor Quoit, ein vorzeitlicher Dolmen.
Alternativ zur Wanderung auf dem South West Coast Path kann die Gegend auch sehr gut per Fahrrad von St. Ives aus über die B3306 erkundet werden. Überall sind weitere Steinkreise, Dolmen und andere Spuren der frühen keltischen Besiedlung von Cornwall zu finden.
Die Strände in der St. Ives Bay
Neben den eher lebhaften Stadtstränden Porthmeor, Porthgwidden, Bamaluz und Porthminster gibt es entlang der Bucht von St. Ives noch viele weitere schönere und vor allem ruhigere Strände. Dies beginnt beim eher kleinen Carbis Bay Beach und zieht sich über die Mündung der Hayle hinweg bis zum fünf Kilometer langen Godrevy Beach. Dieser ist bis heute weitestgehend unbebaut, abgesehen von einigen unauffälligen Campingplätzen und Holiday Parks. Hier ist auch im Hochsommer noch immer ein Plätzchen frei.
Wie komme ich hin?
Wie schon erwähnt, lässt sich St. Ives gut mit dem Zug erreichen. Direkt von London aus dauert die Fahrt etwa sechs Stunden. Passagiere müssen in St. Erth umsteigen. St. Erth dient auch als Knotenpunkt für Zugfahrten aus anderen Regionen von Cornwall, zum Beispiel aus Penzance oder Falmouth. Direkt von Deutschland gibt es in der Hochsaison manchmal Flüge nach Newquay, dem einzigen nennenswerten Flughafen von Cornwall. Von dort ist es mit dem Mietwagen eine knappe Stunde Fahrt nach St. Ives.
Der Mietwagen ist außerdem die beste Möglichkeit der Fortbewegung vor Ort, da öffentliche Verkehrsmittel nur selten fahren und nicht zu den vielen kleinen Sehenswürdigkeiten und wunderschönen Buchten. Das Fahrrad (oder E-Bike) ist bei schönem Wetter eine tolle Wahl, doch leider kann man sich in Cornwall wirklich nicht auf Sonnenschein verlassen.
Wie es sich für eine echte Touristendestination gehört, bietet St. Ives unzählige Übernachtungsmöglichkeiten vom Campingplatz bis zum Luxushotel. Direkt im Ort ist das 5-Sterne St. Ives Harbour Hotel & Spa eine gute Wahl, für alle, die sich etwas mehr gönnen möchten. Es ist eines der wenigen Hotels, das einen Innenpool besitzt für all die Tage, wenn das kornische Wetter die Lust auf den Strand verdirbt. Weit uriger ist das schon erwähnte uralte Sloop Inn mit mehreren maritim dekorierten Gästezimmern, die Namen wie „The Fo’c’stle“ und „Crow’s Nest“ tragen. Günstiger sind die unzähligen Ferienwohnungen, die überall im Ort und in der Umgebung verteilt sind, und die kleineren Bed & Breakfasts jenseits der Strände.