Wenn Reiseberichte das beschauliche England vergangener Zeiten heraufbeschwören wollen, nutzen sie fast immer Bilder aus den Cotswolds. Kein Wunder, denn sie sind mit über 2000 Quadratkilometern die größte Area of Outstanding Natural Beauty in England. Zeit für einen Besuch.
Die Cotswolds im Überblick
Die Cotswolds beginnen etwa 30 Kilometer südlich von Birmingham und erstrecken sich von dort bis nach Bath im Süden. Touristisch ist vor allem der nördliche Bereich populär. Hier befinden sich die schönsten kleinen Dörfer, die Namen wie Stow-on-the-Wold und Bourton-on-the-Water tragen. In der Hochsaison kann es hier schonmal vorkommen, dass sich die Touristen gegenseitig auf die Füße treten und sich Warteschlangen für die besten Selfie-Spots bilden, zum Beispiel an der Arlington Row im Örtchen Bibury mit seinen märchenhalften uralten Häusern.
2007 wurde der Cotswolds Way eröffnet, ein 164 Kilometer langer Fernwanderweg, der die schönsten Orte miteinander verbindet. Entlang der Strecke liegen Dörfer wie Broadway mit dem berühmten Broadway Tower, das prächtige Landgut Sudeley Castle und die gepflegte Kurstadt Cheltenham, die für ihre zahlreichen Veranstaltungen bekannt ist.
Empfehlenswerte Orte in den Cotswolds
Wer nicht gerade den gesamten Cotswold Way ablaufen möchte, der sollte sich einen mittelgroßen Ort als Basis für Tagesausflüge aussuchen. Relativ städtisch ist Burford, dessen viel fotografierte High Street sanft bis zum Windrush River abfällt. Ideal für einen verregneten Tag ist das Burford Tolsey Museum, das die Geschichte des Ortes erzählt.
Ähnlich groß ist Bourton-on-the-Water, das ebenfalls am Windrush River liegt und allerhand kleine touristische Attraktionen wie The Model Village, eine Miniaturausgabe von Bourton, und das Cotswold Motoring Museum bereit hält.
Dritter der größeren Orte ist das ganz im Norden der Cotswolds gelegene Chipping Campden. Der name hat übrigens nichts mit Pommes (Chips) zu tun, sondern leitet sich vom altenglischen Wort Ceping für Markt ab. Zu den ungewöhnlichsten Bauten gehört dann auch die überdachte Markthalle aus dem Jahr 1627, in der die Händler vor dem ewigen englischen Regen geschützt ihre Waren handelten.
Zwei weitere schönere Orte gleich in der Nähe sind Winchcombe und Stow-on-the-Wold. Letzteres liegt am höchsten Punkt der Cotswolds und war früher eine bedeutende Marktstadt. Wer sich für die englischste aller Sportarten interessiert, kann hier das Cricket Museum besuchen.
Winchcombe ist wiederum bekannt für das südlich des Ortes gelegene Sudeley Castle, in dem Katherine Parr, die sechste und letzte der sechs Ehefrauen von Henry VIII beerdigt ist. Das Schloss ist bis heute in Privatbesitz, doch einige Bereiche mit Ausstellungsräumen sind für Besucher geöffnet.
Die Liste der bekanntesten Orte in den Cotswolds wäre nicht komplett ohne Broadway, das manchmal als Jewel of the Cotswolds gerühmt wird. Im späten 19. Jahrhundert zog es zahlreiche Maler und Schriftsteller in den Ort, die hier eine Künstlerkolonie gründeten. Einige ihrer Werke sind heute noch im Broadway Museum & Art Gallery zu sehen. In den Galerien vor Ort lassen sich die Werke ihrer Nachfragen als hochpreisige Souvenirs erwerben.
Auf dem Broadway Hill thront der Broadway Tower, ein 20 Meter hoher Wohnturm in Form einer mittelalterlichen Burg, den die Countess of Coventry Ende des 18. Jahrhunderts in Auftrag gab. Sie wollte wissen, ob sie ein Lichtsignal vom Turn in ihrem Haus im 35 Kilometer entfernten Worcester sehen konnte (sie konnte). Weil das Gebäude eigentlich nie wirklich sinnvoll war, gilt es in England als „Folly“, also als typisch exzentrische englische Verrücktheit.
Was tun in den Cotswolds?
Die vielen malerischen Orte lassen sich natürlich am besten zu Fuß erkunden. Online und in den einzelnen Touristeninformationen gibt es entsprechende Wanderkarten für jeden Fitnesslevel. Wer mag und gut englisch spricht, der kann sich auch geführten Touren anschließen und dabei viel Wissenswertes über die Orte erfahren.
Besonders empfehlenswert ist die Fahrradmiete. Mit dem Fahrrad lässt sich der englische Linksverkehr wesentlich entspannter meistern als mit dem Auto und zugleich ist die tägliche Reichweite wesentlich höher als beim Wandern. Mittlerweile werden auch E-Bikes angeboten, mit denen selbst die Hügel in den Cotswolds kein Problem sind. Tipps für die schönsten Routen gibt es gratis dazu.
Eine andere schöne Art, diese Region zu entdecken, ist auf dem Pferderücken. Zahlreiche Reitställe bieten eintägige Ausritte oder mehrtägige Wanderritte mit Übernachtungen an. Gleich zwei Wege für Reiter führen durch die Cotswolds, der Sabrina Way und die Claude Duval Route.
Für Familien mit Kindern gibt es leider kaum spezielle Angebote. Sehr beliebt ist Cotswold Farm Park von Adam Hansen, der dem britischen Fernsehpublikum durch die BBC-Sendung Countryfile bekannt ist. Auf dem Bauernhof können kleine Großstadtpflanzen Freundschaft mit Tieren schließen oder sich auf dem Spielplatz austoben.
Nützliche Tipps zu den Cotswolds
Besonders bequem für die Anreise sind natürlich das eigene Auto oder der Mietwagen. Die wenigsten Orte in den Cotswolds sind nämlich an die Eisenbahn angeschlossen. Als Zielbahnhof empfiehlt sich Moreton-in-Marsh, das vom Bahnhof London Paddington in etwa 90 Minuten erreicht wird. Von hier aus sind es dann mit dem Taxi nur noch wenige Kilometer bis in die berühmtesten Orte der Region wie Stow-on-the-Wold und Bourton-on-the-Water.
Mehrere Gasthäuser in den Cotswolds rühmen sich, das älteste Inn von England zu sein. Ein Kandidat ist auf jeden Fall das Porch House in Stow-on-the-Wold, dessen älteste Teile angeblich aus dem Jahr 947 stammen. Das Shaven Crown in Shipton-under-Wychwood ist zwar nur aus dem 14. Jahrhundert, doch dafür übernachtete Queen Elizabeth I hier einst regelmäßig bei Jagden. Der Name bezieht sich übrigens nicht auf ihre Krone, sondern auf die Tonsur der Mönche, die die Herberge einst bauten.
Mit einem eigenen Swimming Pool, Spa und ganz viel Ye Olde England Charme wartet das Lygon Arms an der High Street von Broadway auf. Etwas für Optimisten ist Cowley Manor, ein prachtvolles Landgut, dessen C-Spa sogar einen Außenpool besitzt. Für beide Unterkünfte müssen Gäste tief in die Tasche greifen. Weit günstiger geht in gemütlichen B&Bs, Ferienwohnungen oder Ferienparks.