Fragt man Deutsche, was ihnen zu Manchester einfällt, erntet man meist nur ratlose Blicke. Fußballfans kennen immerhin die beiden großen Teams der Stadt, Manchester United und Manchester City.
Musikfreunde denken an Oasis, The Stone Roses und The Smiths. Aber sonst? Das ist schade, denn die Metropole im Nordwesten Englands hat so einiges zu bieten. Ein absolutes Highlight ist das Museum of Science & Industry im frisch renovierten Viertel Castlefields.
Die Wiege der Industrialisierung steht in Manchester
Bis zum frühen 17. Jahrhundert ging es in Manchester eher beschaulich zu. Dann zogen Siedler aus Flandern in die Stadt und brachten mit ihren Webstühlen auch die Textilindustrie in das Städtchen am Zusammenfluss von Irwell und Medlock.
Es sollte noch ein Jahrhundert vergehen, ehe Hargreaves 1764 die „Spinning Jenny“ erfand, das erste industrielle Spinnrad, das bis zu 100 Spindeln gleichzeitig bearbeiten konnte. Die Flüsse lieferten Wasserkraft zum Antrieb der neuen Spinnräder und über den nahen Hafen von Liverpool und die Kanäle strömte tonnenweise Baumwolle aus den Kolonien in die Stadt.
Manchester wuchs im 19. Jahrhundert zur „Cottonopolis„, zur Welthauptstadt der Textilherstellung und zum ersten Zentrum der Industrialisierung. Die Einwohnerzahl schnellte in die Höhe und im Zuge der Industrialisierung brachte Manchester zahlreiche weitere Erfindungen hervor – nicht zuletzt die Eisenbahn: 1830 eröffnete mit der „Liverpool and Manchester Railway“ die erste dampfbetriebene Bahnstrecke der Welt.
Natürlich brachte die Industrialisierung in Manchester auch Probleme mit sich. Friedrich Engels verfasste hier 1845 seine Studie „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ und lernte Karl Marx kennen. Kurz darauf schrieben beide zusammen das kommunistische Manifest, das für Europa noch enorme Folgen haben würde. Aber das führt hier zu weit.
Das Museum of Science & Industry: Manchesters Geschichte
Mit dem Niedergang der Textilindustrie waren auch Manchesters industrielle Viertel dem Verfall preisgegeben. Erst 1983 eröffnete im früheren Bahnhof Liverpool Road das Museum of Science & Industry (MOSI), das der industriellen Vergangenheit von Manchester ein Denkmal setzt. Dies klingt zunächst wenig aufregend, doch die Exponate haben es sich in.
Gleich zu Beginn wartet ein riesiger Saal, in dem die traditionelle Textilherstellung dokumentiert ist. Der Lärm eines einzigen Webstuhls zu Demonstrationszwecken lässt kaum erahnen, unter welchen Bedingungen die Menschen früher in den riesigen Textilfabriken der Stadt gearbeitet haben. Ein anderes Ausstellungsstück ist „Baby„, mit vollem Namen „Manchester Small-Scale Experimental Machine„, einer der allerersten Computer der Welt, der 1948 in Manchester entwickelt wurde.
In anderen Hallen sind frühe Radios und Telefonanlagen zu sehen, Dampfturbinen, Motoren und ganze Eisenbahnen, darunter eine Nachbildung der „Planet„, der ersten Dampflokomotive von 1830. In einem separaten Gebäude gegenüber dem Haupteingang ist die „Air & Space Hall“ untergebracht, in der eine ausgewachsene Avro Shackleton zu sehen ist, ein japanisches Kamikaze-Flugzeug und etliche andere Flugobjekte, Oldtimer und mehr.
Besser lässt es sich nicht in die jüngere Vergangenheit eintauchen und verstehen, welche riesigen Fortschritte die Menschheit in den letzten 200-300 Jahren dank all dieser Erfinder und Pioniere gemacht hat.
Der Besuch im Museum of Science & Industry in Manchester
Die gute Nachricht vorab: Der Besuch des Museum of Science & Industry ist kostenfrei. Wobei eine Spende natürlich gerne gesehen wird. Das Museum ist täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet und sehr leicht im Herzen von Castlefield zu finden.
1 Gedanke zu „Das Museum of Science & Industry in Manchester“
Kommentare sind geschlossen.