Die Legende von Robin Hood wird durch immer neue Verfilmungen aufrecht erhalten. Ob es den Mann nun wirklich gab oder nicht, ist bis heute nicht erwiesen. Ein Ausflug auf seinen Spuren durch die Landschaften des Sherwood Forest in Nottinghamshire lohnt sich aber auch für Skeptiker.
Wer war Robin Hood – wenn es ihn gab?
Die erste Erwähnung von Robin Hood findet sich in den sogenannten Sloane Manuscripts aus dem 14. Jahrhundert. Sie tragen den Namen des englischen Arztes Hans Sloane, der im 17. und 18. Jahrhundert lebte und etliche mittelalterliche Handschriften sammelte (die sich heute in der British Library in London befinden). Eine dieser Schriften aus dem Jahr 1377 erzählt von einem Mann namens Robin, der 1160 in Lockersley (Loxley) In Yorkshire geboren wurde, doch daneben gibt es noch andere Erwähnungen aus Berkshire und Northamptonshire. Vermutlich vermischten sich die Geschichte verschiedener gesetzloser „Outlaws“ und anderer Underdogs zu einer einzigen Legende, die immer weiter gesponnen wurde.
Schon im 14. Jahrhundert wurde er von William Langland in seinem epischen Gedicht „The Vision of Piers Plowman“ erwähnt, der einem ungebildeten Mann die Worte in den Mund legte „Ich kann zwar nicht das Vaterunser beten, doch ich kenne die Reime von Robin Hood“. Zu dieser Zeit entstand auch die Ballade „Robin Hood and the Monk“, die die Geschichte erstmals im Sherwood Forest ansiedelt und Robins Gefährten Little John erwähnt. Der erste Hinweis, dass Robin Hood getreuer Untertan von König Richard Löwenherz war, findet sich zum Beispiel erst in der „History of Greater Britain“ aus dem Jahr 1521.
Viele weitere Balladen, Gedichte und Erzählungen folgten, in denen die Geschichte immer weiter mit bekannten Namen wie dem Sheriff von Nottingham, Guy of Gisborne, Bruder Tuck und natürlich Maid Marian angefüttert wurde. Männer kostümierten sich beim Tanz in den Mai als Robin und seine Merry Men und trugen verschiedene Wettbewerbe aus. Die heute bekannteste Version, in der Robin ein verkrachter Adeliger namens Robert of Huntington ist und zur Zeit von Richard Löwenherz lebte, dachte sich Anthony Munday im 16. Jahrhundert aus.
Robin Hood im Sherwood Forest
Der ideale Ort, um auf den Spuren von Robin Hood zu wandeln, ist noch immer der Sherwood Forest in Nottinghamshire. Von den riesigen Wäldern, durch die Robin und seine Merry Men möglicherweise streiften, sind heute jedoch nur noch 424 Hektar verblieben. Das Gebiet ist heute sehr touristisch und besitzt sogar eine Center Parcs Bungalow-Anlage und andere Camps für alle die länger bleiben woll, einen Golfplatz und etliche kleinere Ferienhäuser und Bed & Breakfasts.
Genauso gut lässt sich der Sherwood Forest als Tagestour von Nottingham aus besuchen. Linienbusse benötigen etwa eine Stunde von der Victoria Bus Station bis zum Besucherzentrum vom Sherwood Forest in Edwinstone. Dazu verkehrt die Robin Hood Line von East Midlands Railways zwischen Nottingham und Worksop und hält unter anderen in Mansfield und Shirebrook.
Zahlreiche Wanderwege durchziehen den Sherwood Forest und führen zu berühmten mit Robin Hood verbundenen Orten. Der bekannteste ist wohl die mächtige Eiche (Major Oak), die wohl tatsächlich schon zu Robins Lebzeiten im Wald stand. Ihr Alter wird auf bis zu 1100 Jahre geschätzt. Der Stamm hat einen Durchmesser von 11 Metern und die Baumkrone eine Spannweite von 28 Metern. Auch wenn Robin Hood nie unter ihr campiert hat, ist sie dennoch ein eindrucksvolles sehenswertes Naturmonument. In Edwinstone selbst steht die Kirche St. Mary’s, in der Robin und Marian angeblich einst heirateten. Einen Abstecher wert ist das Sherwood Forest Arts and Craft Centre, das regionale Handwerksprodukte und mittelalterliche Outfits verkauft.
Sehenswertes in Nottingham
Auch wenn nicht belegt ist, dass sich Robin tatsächlich in Nottingham aufhielt, macht die Stadt heute ordentlich Kasse mit ihrem berühmtesten Sohn. Der Anblick von Nottingham Castle, der Burg des bösen Sheriff, wird jedoch so manchen überraschen, denn die mittelalterliche Burg wurde schon im 17. Jahrhundert abgerissen und durch einen georgianischen Bau ersetzt. In den letzten Jahren wurde die Burg gründlich renoviert und enthält jetzt neben einem normalen Museum ein interaktives Robin Hood Museum samt mittelalterlichem Spielplatz für Kinder. Vor der Burg steht auch die viel fotografierte Statue des Outlaws mit Pfeil und Bogen (siehe oben).
Ganz amüsant ist auch die Robin Hood Experience, die zu einer Zeitreise ins Mittelalter einlädt. Das National Justice Museum in einem ehemaligen Gefängnis lohnt sich nicht unbedingt für den Anblick der Zelle, in der der Sheriff Robin einst (vielleicht) einkerkerte, aber ganz allgemein für die Geschichte des englischen Justizsystems und der Strafverfolgung.
Für Hartgesottene: Der Robin Hood Way
Der Robin Hood Way ist 84 Meilen (135 Kilometer) langer Wanderweg, der von Nottingham nach Edwinstone im Sherwood Forest führt und dabei neben den berühmtesten Orten wie Nottingham Castle und der Major Oak noch viele andere historische Stätten umfasst. In Nottingham selbst befindet sich zum Beispiel der Pub Ye Olde Trip to Jerusalem, der angeblich schon im Jahr 1189 existierte und damit der älteste Pub von ganz England ist. Der Name bezieht sich darauf, dass die Kreuzritter hier auf ihrem Weg zu den Kreuzzügen ins heilige Land einkehrten.
Der Thieves Wood verdankt seinen Namen der Tatsache, dass sich hier die mittelalterlichen Diebe und Wegelagerer versteckten – also vermutlich auch Robin Hood und seine Männer. Er eignet sich gut für eine Wanderung fernab des Trubels um das Besucherzentrum und die Major Oak bei Edwinstone.
Kirklees und Whitby
Wer mit dem Auto unterwegs ist, der kann noch weitere interessante Orte besuchen, die zwar nur noch entfernt mit Robin Hood zu tun haben, die sich aber einfach so lohnen. In die mittelalterlichen Abtei von Kirklees (Kirklees Priory) soll sich der alt gewordene Robin Hood zurückgezogen haben, nur um von seiner Tante, der Äbtissin, gemeuchelt zu werden. Mit letzter Kraft schoss er einen Pfeil aus dem Fenster und bat Little John, ihn dort zu beerdigen, wo der Pfeil auf den Boden fiel. Das „Grab“ nördlich von Huddersfield lässt sich heute noch besuchen.
Ein bezauberndes Städtchen, das seinen eigenen Text verdient hat, ist Whitby an der englischen Ostküste. Im Mittelalter wurde hier ordentlich Schmuggel betrieben und eine Version der Legende sieht Robin als Schmuggler an der Küste. Die nach ihm benannte Robin Hood’s Bay ist ein beliebter Drehort für Filme und Schauplatz von Romanen, unter anderen von Bram Stokers Dracula. An einem sonnigen Sommertag gibt es kaum etwas schöneres als die Küstenwanderung von Whitby nach Robin’s Hood Bay. Für die 11 Kilometer müssen etwa zwei Stunden eingeplant werden. Wer den Weg nicht zurückwandern will, der kann den Bus zurück nach Whitby nehmen.